Börkum hett Tied för di | Breite 53´33´N | Länge 6´45´E

Böskupp van Börkum

Prospekt der Badekommission

1898
Borkum

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Herausgegeben von der Borkumer Badekommission - in einer Auflage von 10.000 Exemplaren

 

 

Expedition und Inseratenanahme W. Schwalbe´s Buchhandlung, Emden.

 

Allen Besuchern der Insel wird sehr zur Anschaffung empfohlen:

Borkum. Kleines Taschenbuch für Badegäste.

Mit maucherlei Rathschlägen, Taxen, Fahrplänen, Bade- und Hochwasserzeiten, 3 ausführlichen Plänen u. a. XVI. Jahrg. 1898 Duodez, 120 S. Preis 60 Pf. incl. Porto 70 Pf. Verlas von W. Haynel in Borkum und Emden.

Weitere Literatur über das Nordseebad Borkum.

Die Nordsee – Insel Borkum. Nebst ärztlichen Rathschlägen und Winken, betreffend die Seereise, den Aufenthalt auf der Insel und den Gebrauch des Seebades. 10. verbesserte und stark vermehrte Auflage. Mit 140 in den Text gedruckten Abbildungen, einem farbigen Plane der Nordsee-Insel Borkum im Massstabe 1:15000. Octav. 3 M. - geb. 4. M. W. W. Haynel, Emden.

Aus obigem grösseren Werke erschien als Separat - Abdruck: Kok, Dr. med. Aerztliche Rathschläge und Winke, betreffend die Seereise, den Aufenthalt auf der Insel und den Gebrauch des Seebades. Octav. 23 Seiten. Preis 50 Pfg. 3. verbesserte Auflage 1896. W. Haynel, Emden und Borkum.

Neuester Plan der Nordsee-Insel Borkum. Nach amtlichen Quellen Massstab 1:15000. 2. Auflage 1896. Preis 1 M., aufgezogen 2,25. Herquet, Dr. Karl. Die Insel Borkum in kulturgeschichtlicher Hinsicht. Mit einer Karte von 1730. Octav IV. 175 Seiten. Preis 2 M. W. Haynel, Emden und Borkum. Parathina, Skizzen aus dem Badeleben von Wilhelm Fischer. 101 Seiten. Preis 1.- M. W. Haynel, Emden und Borkum. Wessel: Abbildungen der Flora Ostfrieslands, einschliesslich der Nordsee-Inseln. Preis 1 M. W. Schwalbe, Emden.

Vorstehende Bücher sind durch jede Buchhandlung zu beziehen.

Borkumer Badekommission
Borkum

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Das nervenzerrüttende Leben und Treiben der Jetztzeit in dem Kampfe ums Dasein stellt an den menschlichen Körper derartige Anforderungen, dass ihm nur wenige, besonders begnadete Naturen, ohne Schaden für ihre Gesundheit, nachkommen können. Die meisten Menschen fühlen bald, dass alljährlich längeres Ausruhen und Stärkung des geschwächten Nervensystems eine Nothwendigkeit wird, wenn sich nicht neben anderen Unbehaglichkeiten Nervosität und Blutarmnth mit allen ihren Folgeerscheinungen einstellen soll. Da sind es nun die Inseln der Nordsee, auf die sich von Jahr zu Jahr immer mehr das Augenmerk der medicinischen Autoritäten richtet. Die reine Nordseeluft, das stärkende Nordseebad sind die beiden Factoren, welche die obengenannten krankhaften Erscheinungen beseitigen, welche dem erschlafften Körper wieder frische Arbeitskraft verleihen. - Unter allen Nordseeinseln hat nun Borkum im Laufe weniger Jahre infolge der grossen Vorzüge, die ihm die Natur verliehen hat, sich zu einem der angesehendsten Seebäder emporgeschwungen; wurde doch die Insel 1877 von 1200, 1890 von 6121, 1893 von 10630, 1894 von 11349, 1895 12 498, 1896 12945, 1897: 14525 Badegästen und Fremden besucht. Mit Helgoland theilt Borkum den Vorzug, dass es eine wirkliche Insel mit stets reiner, ozonreicher Seeluft ohne Beimischung der unliebsamen Ausdünstungen der Watte, wie bei den anderen ostfriesischen Inseln, ist. Auch die Süd- und Ostwinde, also die sogen. Landwinde, verlieren auf der langen Strecke bis zur Insel ihren Gehalt an gesundheitsschädlichen Stoffen.

Das Klima ist ein ausserordentlich mildes, gemässigtes, somit gesundes zu nennen; grosse Kälte ist hier ebenso unbekannt wie grosse Hitze. Seit 1875, der Errichtung der meteorologischen Station, kamen ein einziges Mal 14 Grad Kälte zur Beobachtung, während 25 Grad Wärme nach Celsius sehr selten überschritten werden. Durchschnittliche Wintertemperaturen liegen mehrere Grade über dem Gefrierpunkt, während durchschnittliche Sommertemperaturen zwischen 15 und 20 Grad zu suchen sind. Dem Umstande, dass Borkum soweit vom Festlande entfernt liegt und ganz von der grossen Wassermasse der Nordsee umgeben ist, ist dieses günstige Klima zu verdanken; das Wasser nimmt die Wärme langsamer an und gicht sie langsamer ab als die athmosphärische Luft und der Erdboden.

Der Strand ist sehr breit, sandig, eben, fest und für das Seewasser so durchgängig, dass er gleich nach zurückgetretener Fluth wieder trocken ist. Die unangenehmen Kieselsteinchen vieler anderer Nordseebäder fehlen gänzlich ; daher ist es ein Genuss seltener Art, auf diesem stunden - langen, sammetweichen Teppiche sich in weiten Spaziergängen zu ergehen, mögen die Schritte sich nach den Wracken der Nord- oder Südseite richten.

Der Wellenschlag ist wegen der vorgeschobenen Lage der Insel ein kräftigerer, als auf allen anderen ostfriesischen Inseln.

Die Badeeinrichtungen sind in einem vortrefflichen Zustande. - Ausser aus Kutschen, die in grosser Anzahl vorhanden sind und mit jedem Jahre vermehrt werden, wird aus geräumigen Zelten gebadet, welche mit zahlreichen abgeschlossenen Zellen versehen sind. Weitere Zelte sind an verschiedenen Plätzen errichtet zum Schutze gegen Wind und Regen; endlich steht eine grosse Reihe von Bänken und Strandkörben den Gästen frei zur Verfügung. Miethsweise sind am Strande von Privatunternehmern zu haben: Tragbare ein-, zwei- und dreisitzige Zelte, ein- und zweisitzige Körbe; ferner: Croquets, Lawn-Tennis und Boccia-Spiele.

Der Damenbadestrand nebst daran grenzendem Badestrand für Knaben von sieben bis neun Jahren ist ungefähr 1500 Schritte vom Herrenbadestrand entfernt, so dass immer ein grosses neutrales Gebiet zwischen beiden liegt. Gebadet wird nur bei Fluth, und geben die dieserhalb gedruckten Badetabellen nähere Einsicht. Die im Jahre 1877 neuerbaute Warmbadeanstalt erwies sich bei dem colossalen Zudrange schon nach einigen Jahren als zu klein, so dass sie im Jahre 1894 um mehr als das Doppelte vergrössert werden musste. Diese Anlage nun entspricht allen Anforderungen, welche in der Jetztzeit an eine Warmbadeanstalt gestellt werden können, sowohl was die practische Einrichtung betrifft als auch den Comfort. Neben der grossen Anzahl Einzel- und Doppelzellen befinden sich in der Anstalt reich ausgestattete Räume für Douchen und Massage, sowohl in der Frauen- wie in der Männerabtheilung, und bequeme Ausruhzimmer. Die Warmbadeanstalt liegt in den Dünen zwischen dem Herren- und Damenbadestrande; sie wird durch eine Dampfpumpe gespeist, welche das Seewasser 400 m weit aus der See holt, so dass unabhängig von Ebbe und Fluth zu jeder Zeit warm gebadet werden kann.

Mit diesem Bau ist die Lesehalle verbunden, in der eine grosse Anzahl von Zeitungen, Brochüren u. s. w. den Kurgästen zur freien Benutzung ausgelegt ist.

Es practiciren hierselhst drei Aerzte, von welchen zwei Herren hier ständig ihren Aufenthalt genommen haben. Mitten im Dorfe befindet sich die Nordseeapotheke.

Der über 200 Fuss hohe, 1879 erbaute neue Leuchtthurm bildet eine ebenso grosse Zierde Borkums, wie der im N. 0. der Insel befindliche, über 300 Jahr alte Leuchtthurm mit Uhr ein beredtes Zeugniss für die alte solide Baukunst abgieht. 1888/89 wurde am Südstrande ein neuer eiserner Leuchtthurm mit electrischem Betriebe erbaut. Im Stationsgebäude am Bahnhofe befindet sich die meteorologische Station der deutschen Seewarte in Hamburg. Zu rascher Orientirung über die Insel und ihre Umgebungen ist dringend der Besuch des an erster Stelle genannten Leuchtthurms zu empfehlen.

Für Ausflüge bieten die grossen Wiesenflächen, die zahlreichen Dellen, sowie die ausgedehnten grünen Dünenlandschaften reiche Gelegenheit und erfreuen das Auge des Wanderers durch eine reich entwickelte Flora. Als besonders beliebte Ziele nennen wir u. A. das Ostland mit der Vogelcolonie, eine Stunde vom Westland entfernt. Interessant sind hier die Brutstätten der Möven, Seeschwalben, Austernfischer, Brandenten u. s. w., die zu Tausenden anzutreffen sind.

Für gute Verpflegung sorgt das Bekaan'sche Kaffeehaus und das Restaurant im Wärterhause der Vogelcolonie. Demjenigen, der eine weitere Seefahrt mit Segelboot nicht scheut, bietet die Borkum benachbarte holländische Insel Rottum eine noch grössere Vogelcolonie. - In etwa 15 Minuten sind zu erreichen: Upholm, Elisenruh, Victoriahöhe und Wilhelmslust. Während die drei letzteren von der Spitze der Dünen herab einen herrlichen Anblick auf die See bieten, vermag Upholm grosse Anziehungskraft dadurch auszuüben, dass es inmitten schöner Wiesen liegt und den Kindern zum Spielen u. s. w. reiche Gelegenheit bietet. In allen diesen Restaurants ist zu jeder Tageszeit ausser Wein und Bier gute Milch, frisch von der Kuh und die beliebte dicke Milch zu haben. Freunde der interessanten Fauna und Flora Borkums pflegen als Ausflugsziel die etwa 10 Minuten entfernte Kiebitzdelle zuwählen.

Zur Seehundsjagd, auf der fast stets günstige Resultate erzielt werden, stellen hiesige Fischer ihre Böte zur Verfügung.

Lustfahrten in See werden täglich mit Segelböten veranstaltet, grössere Seefahrten per Dampfer nach Juist, Norderney, Helgoland, Delfzyl, Groningen u. s. w. finden allwöchentlich statt.

Die nach Dr. Hobrecht'schem System angelegte Canalisation, an die alle Häuser angeschlossen sein müssen, dient zur Fortführung aller Spül- und Schmutzwasser in das weit entlegene HOPP. - Absolut gutes Trinkwasser liefern die bis zu 50 m tief geschlagenen Röhrenbrunnen.

- In dem neuerbauten Schlachthause steht jegliches Schlachtvieh unter der Controle eines beamteten Thierarztes; ihm ist auch die Revision der zum Verkauf gebotenen Milch übertragen. Durch diese Einrichtungen und weitere sanitäre Anlagen ist allen Anforderungen der Hygiene genügt.

Regelmässiger Gottesdienst wird in der neuen, am 18. Juli 1897 eingeweihten evangelischen Pfarrkirche, sowie in der katholischen Kapelle „Stella maris" abgehalten. Für Knaben und Mädchen höherer Schulen bietet sich hieselbst Gelegenheit zur Nachhülfe, bez. vollem Unterricht. Zahlreiche Läden bieten den Badegästen reichliche Gelegenheit, sich mit den Bedürfnissen des täglichen Lebens zu versorgen und Andenken an die Insel einzukaufen.

Die Buchhandlung von Haynel aus Emden verfügt über eine gute und reich ausgestattete Leihbibliothek. – Für Amateur-Photographen sind Laboratorien eingerichtet.

Verbindung mit dem Festlande wird durch Salon- Schnelldampfer via Emden, Leer, Hamburg und Bremerhaven, sowie durch drei Inselfährschiffe hergestellt. – Die kürzeste Route ist über Emden und Leer; von hier aus ist Borkum in 2 resp. 3 Stunden zu erreichen. Der Post -und Fährdampfer „Dr. von Stephan" fährt das ganze Jahr hindurch regelmässig drei Mal wöchentlich von Emden nach Borkum und an den darauf folgenden Tagen zurück, falls im Winter kein starker Frost eintritt und die Fahrten Eises wegen eingestellt werden müssen. - Nach der Landung an der Landungsbrücke werden Passagiere und Gepäck durch Eisenbahn mit Dampfbetrieb bis an den Bahnhof, woselbst sich Post- und Telegraphenamt befindet, befördert. Das Gepäck wird im Stationsgebäude verwogen und durch angestellte Dienstmänner auf Wunsch in die Wohnung des Reisenden gebracht.

Die Badesaison beginnt am 1. Juni und schliesst mit dem 1. October. Auf Wunsch ist die Badecommission bereit, vor und nach der Saison Badeutensilien den Gästen zur Verfügung zu stellen.

Die Kurtaxe beträgt für eine Person 5 M. ‚für eine Familie bis 3 Personen 7 M., für noch grössere Familien 8 M. Als zur Familie gehörig zu betrachten sind: Ehegatten, minderjährige Söhne, unverheirathete zum Haushalt gehörige Töchter. Kinder unter einem Jahr und Dienstboten sind von der Kurtaxe frei.

Mehr als 5000 Badegäste finden zu gleicher Zeit bequemes Unterkommen in den vielen Hotels und Privatwohnungen. Es sind in ihnen für jeden Fremden, sowohl für ganz bescheidene, als auch für die grössten Ansprüche Wohn- und Schlafzimmer nach Wunsch zu finden. Je nach Lage und Ausstattung sind natürlich die Preise der Wohnungen verschieden. In den an dem Strande gelegenen Hotels stellen sich die Preise wesentlich höher als in den im Dorfe gelegenen; in diesen wird schon von 33 M. ab wöchentlich Logis und volle Pension (letztere besteht aus reichlichem Frühstück, table d'hôte ohne Wein nebst Nachmittagskaffee und Abendbrot) geliefert. Ebenso verhält es sich mit den Privatwohnungen. Im Dorfe pflegt man für ein gut ausgestattetes Zimmer mit Sopha, Tisch, Commode, einem Bett, Kleiderschrank etc. 10 M und mehr (für einfachere Zimmer weniger), für eine Stube mit Schlafstube und zwei Betten wöchentlich 15 M. und mehr zu zahlen. Jede Miethe wird, wenn nicht ein anderes Abkommen getroffen wird, stillschweigend für eine Woche abgeschlossen (Miethsreglements liegen in den Wohnhäusern aus).

Die Verpflegung ist eine rationelle und den vermehrten Anforderungen des Körpers entsprechend kräftige. Morgen und Abendbrot lässt man sich nach Wunsch von den Miethsleuten liefern, wenn nicht die Badegäste es vorziehen, in den zahlreichen Läden des Dorfes sich selbst zu versorgen. Mittags geht man entweder in irgend ein Gasthaus zur table d'hôte (Preis 2 M. im Abonnement) oder nimmt daselbst vor der table d'hôte ein sogenanntes kleines Diner zu 1,50 M. Endlich liefern auch die Hoteliers und Delikatessenhandlungen das Essen in Menagen in die Wohnung.

Zur weiteren Auskunft erklärt sich gern bereit - Die Badecommission.

Herr Seminar-Oberlehrer Wilhelm Seifhardt in Dresden-Neustadt. Bischofsweg 112 II., ein langjähriger Kurgast des Nordseehades Borkum, hat sich auf Wunsch und Bitte der Badecommission hin bereit erklärt., auf etwaige an denselben gerichtete Anfragen bezügl. der Insel Borkum und des Unterkommens und Aufenthalts daselbst, brieflich oder auch mündlich. Auskunft zu gehen.

Höhere Privatschule auf Borkum siehe Seite 38.

Borkum

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Quellennachweis: Erarbeitet durch Schönbeck-Borkum | Borkumer Badekommission 1898

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